Am 6. Juni 2024 öffnete die Alte Synagoge in Heppenheim ihre Türen für interessierte Bürger, die mehr über das Zusammenspiel von Denkmalschutz und Bauherren erfahren wollten. Anlass war die Auftaktveranstaltung „Dialog im Denkmal“, organisiert vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, im Rahmen seines 50-jährigen Jubiläums. Dabei standen nicht nur die geplanten Sanierungsmaßnahmen im Fokus, sondern auch die Entdeckungen, die während den Arbeiten gemacht wurden.
Ein Blick hinter die Kulissen
Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Patricia Roth vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. „Die Alte Synagoge ist ein wertvolles Zeugnis der über 600-jährigen jüdischen Geschichte in Heppenheim und deshalb erhaltenswert.,“ betonte sie. Auch die Teilnahme von Bürgermeister Rainer Burelbach, unterstrich das Engagement der Stadt als Eigentümerin des Kulturdenkmals für den Erhalt und die zukünftige Nutzung dieses kulturellen Erbes.
Martin Metzendorf und Monika Slomski Vorsitzende des Fördervereins Kulturdenkmal Alte Synagoge Heppenheim e.V., führten gemeinsam mit Jutta Brod vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Bauforscher Lorenz Frank und dem Architekten Prof. Kristian Kaffenberger durch die Veranstaltung.
Sie stellten die von den Mitgliedern des Fördervereins geleistete Arbeit vor und erläuterten die geplanten Maßnahmen zur Wiederherstellung des Betsaals und des Tonnengewölbes sowie zur Sicherung und Sanierung der bauzeitlichen Putzreste im Dachgeschoss.
Lorenz Frank verblüffte die Teilnehmer mit den Ergebnissen seiner bauhistorischen Untersuchungen. Die dendrochronologischen Proben datieren das Baujahr der Synagoge auf das Jahr 1807 und widerlegen somit frühere Angaben aus einigen Dokumenten, die von 1791 sprechen. Interessanterweise konnte auch nachgewiesen werden, dass die Ostwand deutlich älter ist als der restliche Bau. Darüber hinaus konnte die bemerkenswerte konstruktive Lösung des ursprünglich stützenfreien Betsaals geklärt werden.
Prof. Kristian Kaffenberger betonte: „Der Erhalt von Denkmälern der ehemaligen jüdischen Gemeinden ist ein bedeutender Beitrag für die Gesellschaft, besonders angesichts des wieder zunehmenden Antisemitismus.“ Er fügte hinzu, dass das Gebäude keine gravierenden strukturellen Probleme habe, aber die Legitimität der notwendigen Eingriffe sorgfältig bewertet werden müsse. „Nicht der Originalzustand ist das Ziel der Denkmalpflege,“ erklärte er. „Jeder Eingriff bedeutet einen Geschichtsverlust, der sorgfältig abgewogen werden muss.“
Spannende Funde und historische Schätze
Ein besonderer Höhepunkt war zweifellos die Präsentation unerwarteter Funde, die während Öffnungsarbeiten im Dachboden zutage kamen. Unter den alten Dielen wurden ein Kinderbuch, ein Fastnachtsabzeichen, verschiedene Schriftstücke und ein Etikett von koscherem Wein entdeckt. Die Sensation jedoch war ein altes Gebetsbuch (Siddur) aus der Zeit der Synagoge. Diese Entdeckung, die vermutlich aus einer Genisa – einem Depot für nicht mehr gebrauchte jüdische religiöse Schriften – stammt, gewährte den Besuchern einen faszinierenden Einblick in das historische Leben der jüdischen Gemeinde in Heppenheim.
Herausforderungen und Ziele
Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen bei der Denkmalpflege ist. Architektur, Denkmalpflege, Bauforschung, Restauration und Bauherr arbeiten Hand in Hand, um das Kulturdenkmal für zukünftige Generationen zu erhalten und die Geschichte lebendig zu machen. „Nach der Instandsetzung soll die Alte Synagoge wieder als Lern- und Begegnungsstätte dienen und für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden,“ erklärte Monika Slomski.
Die geschätzten Sanierungskosten belaufen sich auf 980.000 Euro. Der Förderverein hofft auf großzügige Förderer, Spender und Sponsoren, um dieses Ziel zu erreichen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Ihrer Unterstützung die Alte Synagoge in neuem Glanz erstrahlen lassen können,“ so Martin Metzendorf vom Vorstand des Fördervereins.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten und den rund 30 Besuchern der Veranstaltung und freuen uns darauf, die Alte Synagoge nach ihrer Instandsetzung wieder als Ort der Begegnung und kulturellen Vielfalt öffnen zu können.
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